Die Karmeliter-Klosterkirche St. Josef, die oberhalb des malerischen Ortes Beilstein thront, ist bis heute ein spiritueller Ort, der den Geist der Karmeliter atmet. Die Karmeliter,„ der Orden der Brüder der seligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel“, hatten sich bis zum 12. Jahrhundert aus einer christlichen Einsiedlergemeinschaft gebildet, die auf dem Karmelgebirge in Palästina ihrem geistigen Vorbild, dem Propheten Elias, nacheiferten. Elias gilt bis heute als theologisches Symbol für Standhaftigkeit in Zeiten von Unterdrückung und Abwendung von Gott. Dazu lag den Karmelitern die Marienverehrung von Anfang an besonders am Herzen. Das Vorrücken der muslimischen Türken im 13. Jahrhundert erzwang die Auswanderung der Karmeliten nach Europa. Sie bildeten einen „Bettelorden“, der neben dem armen eremitenhaften Leben auch die Tätigkeit als Seelsorger und wissenschaftliches Studium mit einschloss. 1636 kam der Karmeliterorden gemeinsam mit dem Burggrafen von Metternich nach Beilstein. Im Mai 1686 konnten die Karmeliterpatres den Grundstein eines Klosters auf dem sog. Rammerberg legen und am 10.Juni 1691 den Grundstein für die Klosterkirche. Der Beilsteiner Prior hatte wie durch ein Wunder bei dem durchziehenden französischen Militär erreicht, dass das neuerrichtete Kloster 1689 nicht wie die Beilsteiner Burg und andere Orte der Umgebung zerstört worden war, sondern verschont blieb. Nach dem Rückzug der Franzosen im Jahr 1697 war es den Karmelitern und den Beilsteinern vergönnt, etwa 100 Jahre lang sich fruchtbringend zu entfalten. Beim Aufbau des Klosters und der für die Region seltenen barocken lichtdurchfluteten Hallenkirche zog man an einem Strang und Beilstein erlebte auch herrschaftsmäßig eine Hoch-Zeit. Nach der französischen Eroberung im Jahr 1794 kam die Herrschaft Beilstein jedoch an Frankreich und als geistige Folge der französischen Revolution wurde 1803 der Orden und das Kloster aufgehoben. Die ehemalige Klosterkirche wurde Pfarrkirche. Die Franzosen verkauften das ganze Kloster (mit Ausnahme des östlichen Flügels) mitsamt des kunstvollen Inventars, Gebäudeteile wurden abgebrochen. 1808 verließen die letzten Patres das Kloster.
1948 zogen wieder Karmeliterpatres in das Kloster in Beilstein ein und 1950 brachten sie mithilfe der Familie Kolb aus Briedern mit deren Schiff in einer von der Bevölkerung feierlich mitgetragenen Aktion das Gnadenbild der Schwarzen Madonna in die Beilsteiner Klosterkirche zurück, das seit 1808 von Trier in Obhut genommen worden war. Zu dem ältesten Marienbild der Region (12. o.13. Jh.), der „Schwarzen Madonna“, die die Spanier im Dreißigjährigen Krieg den Beilsteinern nach ihrer Besatzungszeit hinterlassen hatten, waren Jahrhunderte lang Menschen mit ihren Sorgen und Nöten gepilgert, Beilstein war ein bekannter Wallfahrtsort.
1989 führte schließlich der Mangel an Ordensnachwuchs dazu, dass das Kloster in Beilstein dem Kloster Springiersbach zugeordnet wurde. Ab 1987 gelang es dem Karmeliterpater Justin Stampfer zusammen mit Engagierten nicht zuletzt durch Eigenleistungen die Kirche bzw. das Klostergebäude kunstvoll zu restaurieren und umzubauen. Das Kloster-Cafe ist aus dieser Aktion hervorgegangen. 2010 wurde das Kloster aufgelöst, nachdem der letzte Karmeliterpater, Pater Justin, in den Ruhestand gegangen war. Bis heute liest er aber noch die Heilige Messe in der ehemaligen Klosterkirche. Er war es auch, der die jedes Jahr im Marienmonat Mai stattfindende Schiffswallfahrt mit der Schwarzen Madonna ins Leben gerufen hat, die viele Menschen aus nah und fern anzieht. Mit religiösen und kulturellen Veranstaltungen bietet die Beilsteiner Klosterkirche einen Anziehungspunkt für spirituell interessierte Menschen. Tausende Touristen besuchen jährlich die Karmeliterkirche in dem Touristenmagnet Beilstein und lassen sich von der Atmosphäre der wunderschönen Barockkirche mit ihrer Schwarzen Madonna verzaubern und religiös ansprechen.
An dieser Stelle möchten wir Sie auf den Kunstführer aufmerksam machen, den sie am Schriftenstand der Kirche erwerben können.
Text von Renate Bullach, 2021; angelehnt an das Heft von P. Justin Stampfer „Beilstein an der Mosel, Pfarr-und Wallfahrtskirche St. Josef“